Irreführende Gleichsetzung von islamkritischen und antisemitischen Einstellungen

 In Rezensionen

Eine kritische Betrachtung der Studie des deutschen Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) „Antimuslimische und antisemitische Einstellungen im Einwanderungsland – (k)ein Einzelfall?“

Vorbemerkung

Ein wesentlicher vergiftender Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland und anderen europäischen Ländern ist die pauschale öffentliche (massenmediale, politische und „auftragswissenschaftliche“) Diskriminierung des großen Anteils islamkritisch eingestellter Gruppen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund (MH). So werden diese wahlweise als „islamophob“, „islam- und muslimfeindlich“ sowie „antimuslimisch-rassistisch“ etikettiert[1]. Dabei wird von vornherein – im Sinne eines elementaren antiislamkritischen Ressentiments – jeder vernünftige und legitime Grund für eine islamkritische Einstellung bzw. Überzeugung ausgeblendet oder aber in Form eines ideologischen Abwehrmechanismus per se bestritten. Stattdessen wird ein Narrativ als einzig „politisch korrekt“ inszeniert, das nur unkritisch-proislamische sowie undifferenziert migrationsbejahende Einstellungen als „gesellschaftlich wünschenswert“ zulässt.

Genau diesen Vorgaben folgt auch die o. g. Studie des SVR.

Der SVR ist aus dem 2008 gegründeten „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration“ hervorgegangen. 2020 erfolgte dann die Umbenennung unter namentlicher Weglassung der dahinter stehenden Stiftungen deutscher Großunternehmen wie z. B. Volkswagenstiftung, Bertelsmann Stiftung, Vodafone Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator, Freudenberg-Stiftung u. a. Die Finanzierung erfolgte zunächst durch diese privatkapitalistischen Stiftungen und wurde dann ab Januar 2021 vollständig vom „Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat“ übernommen. Der SVR bildet damit einen wesentlichen Brückenkopf im Zusammenspiel zwischen Privatwirtschaft, etablierten Parteien, staatlichen Institutionen, Auftragswissenschaft, Medien, Islamverbänden etc., der die Öffentlichkeit im Interesse der herrschenden proislamischen und migrationspolitischen Diskurse mitregulieren und „studienpolitisch“ überwachen soll. Dabei sind diese Netzwerkstrukturen auch als nationale Umsetzungsformen der von der UNO und EU vorgegebenen Imperative der globalen Migrations- und Umsiedlungspolitik zu betrachten. Deren Ziel ist es, ein möglichst gleichgeschaltetes öffentliches Klima und Massenbewusstsein zu schaffen, in dem die verordnete Migrationspolitik einschließlich der damit importierten Weltanschauungen und herrschaftskulturellen Normative bedingungslos akzeptiert werden und gegenüber Kritik mit Hilfe spezifischer Diskriminierungsstrategien immunisiert sind[2].

Unwissenschaftliche Ausblendung von legitimer Religions- und Islamkritik als Studienprämisse

Religionskritik gehört zu den wesentlichen Grundlagen der Aufklärung und damit zur Identität der europäischen Moderne. Was den europäischen Kulturraum auszeichnet, ist der durch die religions- und herrschaftskritische Aufklärung vorbereitete revolutionäre Übergang von der mittelalterlich-feudalen Vormoderne zur neuzeitlichen Moderne, der schließlich zur Etablierung einer spezifisch eingebetteten bzw. normativ-institutionell auf besondere Weise eingehegten bürgerlich kapitalistischen Gesellschaftsformation geführt hat. Im Rahmen dieses Prozesses wurde die ideologisch-kulturelle Prägekraft des theozentrischen Weltbildes und die gesellschaftliche Normierungsmacht der christlichen Religion systematisch untergraben und geschwächt, was im Endeffekt dazu führte, dass diese ihre Eigenschaft als absolute, d. h. allein gültige und letztlich entscheidende geistig-moralische Deutungs- und Normierungsinstanz einbüßt hat. D. h.: Es kam zu einer radikalen Aufhebung der privilegierten, mit zahlreichen Sonderrechten versehenen Monopolstellung des Religiösen als geistiger Herrschaftsinstanz.

Für Marx, der in früheren Zeiten als wissenschaftlicher Stammvater der sog. Linken galt, ist die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik (Marx 1988, S. 378). Das gilt natürlich nicht nur für die christliche Religion als Legitimationsideologie des europäischen Feudalismus, sondern insbesondere auch für den Islam als Erkenntnis- und Beurteilungsobjekt tatsächlicher wissenschaftlicher Betrachtung. Hervorzuheben ist nun aber der zentrale Sachverhalt, dass es im Herrschaftsgebiet des Islam bislang keine durchsetzungsfähige Aufklärungsbewegung gegeben hat, welche in der Lage gewesen wäre, die absolute Geltungsmacht des orthodoxen Islam entscheidend einzuhegen und wirkungsvoll einzudämmen. Dieser Sachverhalt ist auch deshalb von zentraler Bedeutung, als dass mit der Masseneinwanderung von Muslimen in die europäischen Gesellschaftssysteme ein entsprechender Problemdruck im Sinne der Notwendigkeit einer Aufklärung 2.0 importiert wurde und wird. D. h. Die ‚Begegnung‘ mit dem Islam und seiner orthodox-dogmatischen Anhängerschaft konfrontiert die europäischen Gesellschaften mit einer erneuten Anforderung, jetzt auch gegenüber dieser importierten islamischen Herrschaftskultur kritisch tätig zu werden.

In den postmodern-kulturrelativistischen Diskursen, die in Politik/Staat, Medien und (von emanzipatorischer Kritik entsorgter) (Auftrags-)Wissenschaft vorherrschen, gelten hingegen religions- und herrschaftskritische Aufklärung in Anwendung auf den Islam und die mit ihm korrespondierende Herrschaftskultur a priori als „Sünde“, die reflexartig mit den stereotypen Vorwürfen, es handle sich um „Rassismus“, „Islamophobie“, „Islam- und Muslimfeindlichkeit“ etc. wegdiffamiert werden soll. Dementsprechend werden auf diese Weise sämtliche islamkritischen Meinungsäußerungen und festgestellten Einstellungen negativ „vorbewertet“ und damit kurzerhand delegitimiert. Studien dieser Machart sind somit im Grunde nichts weiter als Produkte scheinwissenschaftlich verbrämter „Islamkritikfeindlichkeit“.

So werden gemäß dieser ideologischen (aufklärungs- und religionskritikfeindlichen) Axiome jegliche legitimen und rationalen Gründe für islamkritische Einstellungen, Überzeugungen, Meinungsäußerungen etc. dogmatisch geleugnet sowie die Existenz eines objektiven Bezugs- und Anlassrahmens für Islamkritik vollständig eliminiert. Im Einzelnen bedeutet das die Ausblendung u. a. folgender realer Gegebenheiten als Bezugspunkte legitimer (rationaler) Islamkritik:

  1. Wesentliche Inhalte der islamischen Weltanschauungslehre, wie sie in den „heiligen Texten“ (Koran, Hadithsammlung) sowie in den Bestimmungen der Scharia als „göttliche Verordnungen“ festgeschrieben sind und in islamischen Kernländern wie den arabischen Golfmonarchien, dem Iran und der Türkei die Herausbildung und Verfestigung autoritär-repressiver Herrschaftsordnungen bedingen, sind eindeutig grund- und menschenrechtswidrig und stehen in einem unvereinbaren Gegensatzverhältnis zu den Grundprinzipien einer säkular-demokratischen und freiheitlichen Lebens- und Gesellschaftsordnung[3].
  • So schließt der Islam eine Gleichberechtigung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen grundsätzlich aus[4] und legt stattdessen eine hierarchische Rangabstufung zwischen ihnen fest.
  • Dabei wird der absolute Geltungsanspruch des Islam ebenso prägnant wie unmissverständlich in Sure 3, Vers 19 zum Ausdruck gebracht „Als (einzig wahre) Religion gilt bei Gott der Islam“.
  • Sehr klar kommt der islamische Herrschafts-, Überlegenheits- und Führungsanspruch auch in Sure 3, Vers 110 des Korans zum Ausdruck: „Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen erstand. Ihr heißet, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrechte und glaubet an Allah“. Folgerichtig akzeptiert das islamische Glaubensbekenntnis keine interkulturelle Gleichberechtigung, sondern enthält die Forderung nach Unterordnung/Unterwerfung der Anders- und Nichtgläubigen.
  • „Ungläubige“ werden demgegenüber als „minderwertig“ und „unrein“ definiert und unter islamischen Vorherrschaftsverhältnissen dementsprechend behandelt. Als Feinde der islamischen Weltherrschaft und Hindernisse des umfassenden Islamisierungsstrebens sind die „Ungläubigen“ als Objekte der Bekämpfung, Tötung, Schmähung, Herabwürdigung et cetera herausragendes und übergreifendes Kernthema der islamischen Quellen. Demnach ist der objektiv Islam als eine Weltanschauungsform einzuordnen, die „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ beinhaltet.

Darüber hinaus zeigt sich dessen prinzipiell grund- und menschenrechtswidriger Charakter in Folgendem:

  • Er gewährt kein Recht auf die freie individuelle Wahl einer Weltanschauung sowie kein Recht auf freie (auch religionskritische) Meinungsäußerung.
  • Er legt eine repressiv-patriarchalische Geschlechterbeziehung fest, in der Frauen systematisch entrechtet, unterdrückt und als moralisch defizitäre Wesen angesehen und behandelt werden.
  • Er negiert nicht nur das Recht auf sanktionslosen Religionswechsel und Religionsaustritt (negative Religionsfreiheit), sondern bedroht Glaubensabtrünnige mit dem Tod bzw. drakonischen Ersatzstrafen.
  • Er schließt homosexuelle Orientierungen als „krankhaft“ und „gesetzwidrig“ aus und droht auch hier mit massiven Strafen.
  • Als vormoderne patriarchalische Herrschaftsideologie verletzt der Islam das Recht auf freie Partnerwahl und befestigt normativ das archaische Konzept der „Ehre“.
  1. Terror und Gewalt im Namen des Islam und ausgeübt von Muslimen sind ein herausragendes globales Phänomen und nicht zuletzt auch in Europa als eklatante Ereigniskette „beheimatet“. Man erinnere sich an die schrecklichen Bilder der Anschläge von Madrid, London, Paris, Nizza, Kopenhagen, Brüssel, Berlin, Manchester etc. Dabei ist davon auszugehen, dass es sich bei den islamistischen Terroristen und Gewalttätern keinesfalls um Akteure handelt, die ihre Religion strategisch bewusst verfälschen und zweckentfremden, also im Sinne eines vorsätzlichen Betrügers vorgehen. Vielmehr sehen wir hier Menschen am Werk, die subjektiv zutiefst religiös-weltanschaulich überzeugt sind und ihre Glaubensauslegung für die „einzig wahre“ halten. Das objektiv Verhängnisvolle besteht darin, dass sehr wohl im Koran und der Hadithsammlung Aussagen und Vorbilder enthalten sind, die ihr gewalttätiges Tun begründen und rechtfertigen.
  2. Große Teile der Muslime in Deutschland, Österreich, anderen europäischen Ländern und weltweit weisen im Einklang mit den grund- und menschenrechtswidrigen Inhalten des Islam ein durchaus kritikwürdiges Einstellungsprofil auf. Die vom Bundesinnenministerium herausgegebene Studie „Muslime in Deutschland“ (2007) klassifizierte die Befragten in folgende vier Gruppen:
  1. „Fundamental orientierte“ Muslime: 40,6 Prozent.
  2. „Orthodox-religiöse“ Muslime: 21,7 Prozent.
  3. „Traditionell-konservative“ Muslime: 21,7 Prozent.
  4. „Gering religiöse“ Muslime: 18,8 Prozent.

Der Aussage „Der Islam ist die einzig wahre Religion“ stimmten 65,6 Prozent– „völlig“ (53,4 Prozent) oder „eher“ (12,2 Prozent) – zu. 45 Prozent waren der Meinung: „Nur der Islam ist in der Lage, die Probleme unserer Zeit zu lösen“ und 50,6 Prozent waren der Überzeugung: „Auf lange Sicht wird sich der Islam in der ganzen Welt durchsetzen“. Der Aussage: „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als Demokratie“ stimmten 46,7 Prozent zu.

Gemäß der Studie „Integration in Österreich“ (2008/2009) gaben 72 Prozent der befragten türkisch-muslimischen Zuwanderer an, „dass die Befolgung der Gebote ihrer Religion für sie wichtiger ist als die Demokratie“. 90 Prozent meinten, der Staat solle Fernsehen und Zeitungen kontrollieren, um Moral und Ordnung sicherzustellen.

In einer im Dezember 2013 vorgestellten Studie wurde nachgewiesen, dass „religiöser Fundamentalismus“ unter den in Europa lebenden Muslimen deutlich weiter verbreitet ist als unter Christen. „Fast 60 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Muslime zu den Wurzeln des Islam zurückkehren sollten; 75 Prozent meinen, dass nur eine Auslegung des Korans möglich ist, an die sich alle Muslime halten sollten; und 65 Prozent sagen, dass ihnen religiöse Regeln wichtiger sind als die Gesetze des Landes, in dem sie leben“ (Koopmans 2013, S. 22). Insgesamt ermittelte die Studie 44 Prozent konsistente Fundamentalisten unter den europäischen Muslimen, währenddessen nur ca. 4 Prozent der Christen als „konsistent fundamentalistisch“ zu bezeichnen sind. In Österreich wurden gar 55 Prozent der befragten Muslime als „konsistente Fundamentalisten“ eingestuft. Dort stimmten „79 Prozent der Aussage zu, es gebe nur eine korrekte Auslegung des Islam, 73 Prozent hielten die islamischen Gebote für wichtiger als staatliche Gesetze und 65 Prozent eine Rückkehr zu den Wurzeln des Islam für erstrebenswert.“[5]

„Laut einer Studie des ‚Exzellenzclusters Religion und Politik‘ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die (…) am 16. Juni 2016 in Berlin vorgestellt wurde, ‚gab fast jeder Zweite (47 Prozent) an, dass die Befolgung der Gebote des Islams wichtiger sei als die Gesetze des Staates. 32 Prozent der Befragten sind der Meinung, Muslime sollten die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds anstreben. 50 Prozent stimmten der Aussage zu, dass es nur eine wahre Religion gebe. 73 Prozent bejahten, dass man Bücher und Filme, die religiöse Gefühle verletzen, gesetzlich verbieten solle. 36 Prozent sagten, dass nur der Islam in der Lage sei, aktuelle Probleme zu lösen. Jeder Fünfte äußerte, die Bedrohung des Islams durch die westliche Welt rechtfertige es, dass Muslime Gewalt anwenden. Zudem vertraten sieben Prozent die Ansicht, dass Gewalt gerechtfertigt sei, wenn es um die Durchsetzung des Islams gehe.‘“[6]

In zahlreichen arabischen, afrikanischen und asiatischen Herkunftsländern der „Geflüchteten“ mit islamischer Mehrheitsbevölkerung sieht das Einstellungsgefüge noch weitaus rückständiger aus[7]. Dementsprechend ist dann auch das importierte Einstellungsprofil dieser überwiegend jüngeren Personen beschaffen.

So stimmten 2018 69,6 Prozent der niedersächsischen muslimischen Jugendlichen der Aussage zu, dass der Koran das einzig wahre Glaubensbuch ist. 36,6 Prozent bejahten die Aussage „Der Islam ist die einzige wahre Religion; alle anderen Religionen sind weniger wert.“ 29,9 Prozent können sich gut vorstellen, selbst für den Islam zu kämpfen und ihr Leben zu riskieren[8].

Antiislamkritisch etikettierte Ergebnisse der SVR-Studie

Anhand folgender Aussagen zum Islam, zur Ausübung des islamischen Glaubens und der staatlichen Behandlung islamischer Gemeinschaften gibt die SVR-Studie[9] vor, die Verbreitung der a priori gesetzten Konstrukte „Islamophobie“ und „Islamfeindlichkeit“ innerhalb der deutschen Bevölkerung ohne und mit Migrationshintergrund (MH)[10] feststellen zu können:

A) „Der Islam passt in die deutsche Gesellschaft“, B) „Die Ausübung des islamischen Glaubens in Deutschland sollte eingeschränkt werden“ und C) „ Islamische Gemeinschaften sollten vom Staat beobachtet werden“.

Dabei ist zu B) grundsätzlich anzumerken, dass „islamische Glaubensausübung“ nicht etwa „rein spiritueller Gottesdienst“ ist, sondern auf die Einhaltung der Gesamtheit der islamisch vorgegebenen Lebensregeln für nahezu sämtliche Lebensbereiche ausgerichtet ist – darunter grund- und menschenrechtswidrige Vorschriften und Normen.[11] Im Hinblick auf C) ist darauf hinzuweisen, dass der deutsche Verfassungsschutz trotz der proislamisch ausgerichteten Regierungspolitik schon seit vielen Jahren gehalten ist, zahlreiche „Islamische Gemeinschaften“ zu beobachten.

Die Antworten der Befragten ergeben das folgende Einstellungsbild:

Der Aussage „Der Islam passt in die deutsche Gesellschaft“ stimmen 33,9 % der Personen ohne MH „eher nicht“ und 13,7 % „gar nicht“ zu. (Insgesamt 47,6 % Zustimmungsverweigerer)

Bei Personen mit MH insgesamt betrachtet stimmen 39,7 % „eher nicht“ und 17,6 % „gar nicht“ zu. (Insgesamt 57,3 % Zustimmungsverweigerer)

(Spät-)Aussiedler/innen stimmen zu 44,8 % „eher nicht“ und zu 16,9 % „gar nicht“ zu. (Insgesamt 61,7 % Zustimmungsverweigerer)

Personen mit MH aus der EU stimmen zu 40,1 % „eher nicht“ und zu 15,6 % „gar nicht“ zu. (Insgesamt 55,7 % Zustimmungsverweigerer)

Personen mit MH aus der übrigen Welt stimmen zu 34,7 % „eher nicht“ und zu 20,5 % „gar nicht“ zu. (Insgesamt 55,2 % Zustimmungsverweigerer)

Der Aussage „Die Ausübung des islamischen Glaubens in Deutschland sollte eingeschränkt werden“ stimmen insgesamt 29 % der Personen ohne MH, 31,7 % der Personen mit MH insgesamt, 33,3 % der (Spät-)Aussiedler/innen, 31,3 % der Personen mit MH aus der EU und 30,6 % der Personen mit MH aus der übrigen Welt zu.

Der Aussage „Islamische Gemeinschaften sollten vom Staat beobachtet werden“ stimmen insgesamt 44,3 % der Personen ohne MH, 44,1 % der Personen mit MH insgesamt, 45,5 % der (Spät-)Aussiedler/innen, 41,3 % der Personen mit MH aus der EU und 46,1 % der Personen mit MH aus der übrigen Welt zu.

Festzuhalten ist demnach mit Blick auf die Aussage „Der Islam passt (nicht) in die deutsche Gesellschaft“, dass die Studie ein signifikant größeres islamkritisches Einstellungspotenzial bei Personen mit MH im Vergleich zu Deutschen ohne MH konstatiert.

Als „muslimfeindlich“ etikettierte Ergebnisse der SVR-Studie

Ohne aneignende Subjekte (religiöse und nichtreligiöse) könnten Weltanschauungen nicht existieren und sich reproduzieren; ohne objektiv vorgegebene und sozialisatorisch vermittelte religiös-weltanschauliche Bedeutungen (Behauptungen, Wertungen, Gebote und Verbote etc.) käme es nicht zur subjektiven Übernahme der entsprechenden religiös-weltanschaulichen Inhalte. Gemäß dieser elementaren Logik gibt es folglich auch keinen Islam ohne identitäre Muslime, die ihrerseits die islamischen Weltanschauungsinhalte verinnerlicht haben und sich somit subjektiv im Einklang mit diesen befinden. Da hinreichend rationale Gründe für eine legitime islamkritische Einstellung vorliegen, gilt das folglich auch in Bezug auf die undistanzierte islamische Anhängerschaft, d. h. für jenen Großteil der Muslime, der mit den orthodox-dogmatischen Vorgaben in Koran, Sunna und Scharia übereinstimmt[12].

Die Studie will nun „antimuslimische Einstellungen“ anhand der Zustimmung/Nichtzustimmung zu folgenden Aussagen feststellen:

A „Die in Deutschland lebenden Muslime integrieren sich gut in die deutsche Gesellschaft.“

B „Ich habe den Eindruck, dass unter den in Deutschland lebenden Muslimen viele religiöse Fanatiker sind“.

C „Für mich wäre es in Ordnung, einen muslimischen Vorgesetzten zu haben.“

D „Für mich wäre es in Ordnung, wenn es in meiner Gemeinde einen muslimischen Bürgermeister gäbe.“

Bezogen auf A, C und D ist kritisch anzumerken, dass die verweigerte pauschal undifferenzierte promuslimische Zustimmung als Ausdruck einer unbegründet-inopportunen antimuslimischen Einstellung gefasst wird[13]. D. h. ihr wird jegliche legitime Begründbarkeit abgesprochen. Im Hinblick auf B bleibt der Sachverhalt ausgeblendet, dass radikalislamische, rechtextremistische und gewaltkriminelle Akteure innerhalb der muslimischen Community in Deutschland überproportional vorhanden sind[14] und selbst Stimmen aus der arabisch-islamischen Welt sagen, dass die Mitglieder der Muslimbruderschaft alle muslimischen Räte und Organisationen in Europa kontrollieren[15].

Der Aussage A stimmen insgesamt 44,1 % der deutschen Personen ohne MH nicht zu und dementieren damit eine gute Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft. Bei Personen mit MH insgesamt beträgt der Anteil der Zustimmungsverweigerer 46,2 %, bei (Spät-)Aussiedler/innen 45,8 %, bei Personen mit MH aus der EU 46,9 % und bei Personen mit MH aus der übrigen Welt 45,8 %.

Der Aussage B (viele religiöse Fanatiker unter den in Deutschland lebenden Muslimen) stimmen 38,4 % der deutschen Personen ohne MH zu. Bei den Personen mit MH insgesamt sind es 42,6 %, bei den (Spät-)Aussiedler/innen 41,2 %, bei den Personen mit MH aus der EU 42,3 % und bei Personen mit MH aus der übrigen Welt 44 %.

Aussage C: Nur ca. ein Fünftel der befragten Gruppen fände es nicht in Ordnung, einen muslimischen Vorgesetzten zu haben.

Aussage D: 28,3 % der deutschen Personen ohne MH, 32,3 % der Personen mit MH insgesamt, 39 % der (Spät-)Aussiedlerinnen, 32,8 % der Personen mit MH aus der EU und 26,1 % der Personen mit MH aus der übrigen Welt fänden es nicht in Ordnung, wenn es in ihrer Gemeinde einen muslimischen Bürgermeister gäbe.

Insgesamt sieht man auch anhand dieser Daten, dass die befragten Deutschen ohne MH den politisch-medial vorherrschenden islamapologetischen und promuslimischen Narrativen eher zu folgen bereit sind als die diversen Gruppen mit MH. Allerdings lässt auch diese Studie dennoch ein beträchtliches und noch dazu „buntes“ Potenzial tendenziell islamkritisch eingestellter Personen erkennen.

Ein genaueres Bild zur aktuellen Beschaffenheit islambezogener Einstellungen in Deutschland vermittelte die im Sommer 2021 durchgeführte Umfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach zum Thema „Islam und Islamismus“, die von der Alice-Schwarzer-Stiftung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) in Auftrag gegeben worden war[16]. Im Gegensatz zur proislamischen Ausrichtung der etablierten Parteien und der ihnen nahestehenden Massenmedien stimmten laut dieser Umfrage[17] nur 5 % der Aussage zu „Der Islam gehört zu Deutschland“. Für 45 % gehört der Islam „gar nicht zu Deutschland“, 44 % sagten, nur „friedliche Formen, nicht radikale Gruppen“ gehörten dazu. 86 % sprechen sich für ein Verbot islamischer Organisationen aus, die religiöse Gebote über das Grundgesetz stellen. 61 % sprechen sich für ein Verbot der Auslandsfinanzierung islamischer Organisationen und Moscheen in Deutschland aus. 90 % befürworten ein „Burka-Verbot“, 61 % plädieren für ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen in öffentlichen Schulen, 58 % für Beschäftigte und Beamtinnen im öffentlichen Dienst und 53 % sind für ein Verbot bei Mädchen unter 14 Jahren. 77 % fürchten, dass es zu islamistischen Terroranschlägen kommt, 55 % befürchten generell einen wachsenden Einfluss des Islam in Deutschland und 54 % sind in Sorge, dass immer mehr Flüchtlinge mit muslimischem Hintergrund nach Deutschland gelangen, während 48 % die Gefahr sehen, dass der demokratische Rechtsstaat von Muslimen unterwandert wird. Auf die Frage „Welche Partei bzw. welche Parteien in Deutschland engagieren sich besonders für den Kampf gegen den radikalen Islam?“ antworteten 4 % Prozent: die Linke / 5 %: die Grünen / 7 %: die FDP / 9 %: die SPD / 21 %: die CDU/CSU – und 43 %: die AfD. 13 %: keine Partei/ 29 %: Unentschieden.

Der Einfluss von Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Einkommen und Religionszugehörigkeit auf Einstellungen zum Islam und zu Muslimen

Laut der SVR-Studie sind Jüngere (14 bis 34 Jahre) gegenüber dem Islam und Muslimen insgesamt betrachtet weniger kritisch eingestellt als Ältere (35 bis 54 Jahre und 55 Jahre und älter), wobei diese Divergenz bei Personen mit MH noch etwas ausgeprägter ist als bei Deutschen ohne MH. Auffällig ist, dass nur 21,8 % der Jüngeren ohne MH im Unterschied zu 33,3 % der Gleichaltrigen mit MH der Auffassung sind, dass unter den in Deutschland lebenden Muslimen viele religiöse Fanatiker sind. Bei den 35 bis 54 Jahre alten Personen ohne MH sind es 32,0 % und bei den Gleichaltrigen mit MH 31,7 %. Bei den 55 Jahre alten und Älteren ohne MH sind es 51,8 % und bei den Gleichaltrigen mit MH 56,1 %.

Frauen sind öfter als Männer der Auffassung, dass unter den Muslimen in Deutschland viele religiöse Fanatiker anzutreffen sind. Andererseits meinen Frauen häufiger als Männer, dass die Muslime sich gut integrieren und der Islam gut in die deutsche Gesellschaft passt.

Je höher das formale Bildungsniveau bei Personen ohne MH desto seltener sind im Durchschnitt islamkritische Einstellungen anzutreffen. So stimmten der Forderung, die islamische Glaubenspraxis einzuschränken, fast 40 % der Geringgebildeten, ein gutes Drittel der Personen mit mittlerem Niveau und nur 16 % der „Hochgebildeten“ zu. Bei den Befragten mit MH ist dagegen festzuhalten, dass ein mittleres und zum Teil auch ein hohes Bildungsniveau eher mit islamkritischen Einstellungen einhergeht.

Generell zeigt sich laut Studie bei allen Befragten, dass islamkritische Einstellungen mit steigendem Einkommen abnehmen.

Bei Personen ohne MH sind Christen im Durchschnitt weniger islamkritisch eingestellt als Konfessionslose. Bei Personen mit MH ist erkennbar, „dass moderat religiöse Personen eher positive Ansichten zum Islam vertreten, während sehr religiöse Personen Musliminnen und Muslime eher negativ bewerten. So befürworten Personen, die zumindest ein wenig religiös sind, seltener als vollständig Säkulare eine Überwachung islamischer Gemeinschaften, und ‚etwas‘ Religiöse finden häufiger als überhaupt nicht Religiöse, dass der Islam in die deutsche Gesellschaft passt. Befragte, die sich als ‚sehr religiös‘ beschreiben, glauben jedoch eher, dass unter den in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslimen viele religiöse Fanatikerinnen und Fanatiker sind“ (Studie, S. 29f.).

Zur Interpretation dieser letztgenannten Ergebnisse ist Folgendes anzumerken:

Schon seit längerer Zeit ist in Deutschland eine regressive Dreifaltigkeit aus a) allgemeinem Bildungsrückgang[18], b) dennoch angehobener Abiturientenrate[19] und c) einer Formierung des gesamten Bildungssystems in eine Stätte postmodern-kulturrelativistischer Ideologievermittlung im Interesse der globalkapitalistisch programmierten Migrationspolitik[20] mit entsprechendem Brainwashing festzustellen. Vor diesem Hintergrund ist es relativ durchsichtig, dass Jüngere und Menschen im mittleren Alter mit höherem formalem Bildungsniveau eher zu unkritischen Einstellungen gegenüber dem Islam und Muslimen neigen.

Je höher das Einkommen und die soziale Stellung im spätkapitalistischen Klassen- und Schichtungsgefüge, desto größer die soziale Nähe und damit der Konformitätszwang zu den wirtschaftlichen, politischen, medialen etc. Institutionen und deren Legitimationserzählungen inklusive erwarteter Zustimmung (Vielfalt, Toleranz, bunte Gesellschaft – „Wir schaffen das“ etc.)

Je niedriger das Einkommen und die soziale Stellung im spätkapitalistischen Klassen- und Schichtungsgefüge, desto größer die negative sozialräumliche Nähe zu islamisch geprägten Milieus inklusive entsprechender Erfahrungen. Zudem entfällt der unmittelbare Zwang zum „Vorzeigen“ konformistischer Gesinnung gegenüber „denen da oben“.

Menschen mit MH aus nichtislamischen Ländern unterliegen wiederum weniger als Deutsche dem Druck der „historischen Schuld“ und der daraus abgeleiteten falschen Lehren[21] und können sich deshalb eine unbefangenere kritische Haltung gegenüber dem Islam und Muslimen „erlauben“.

Muslime in Deutschland als Hauptträger antisemitischer Einstellungen

In Anlehnung an das SVR-Integrationsbarometer 2020 unterscheidet die Studie drei Formen von „Antisemitismus“: klassischer, sekundärer und israelbezogener Antisemitismus.

Klassischer Antisemitismus wurde mit den beiden folgenden Aussagen gemessen: A: „Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss“ und B:„Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen nicht ganz unschuldig“.

Sekundärer Antisemitismus wurde mit Hilfe der beiden folgenden Aussagen erfasst: A: „Viele Juden versuchen aus der Vergangenheit der Hitler-Zeit heute ihren Vorteil zu ziehen und Deutschland dafür zahlen zu lassen“ und B: „Mich beschämt, dass Deutsche so viele Verbrechen an den Juden begangen haben“[22]

Israelbezogener Antisemitismus wurde mit folgender Aussage gemessen: A: Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat“. Zudem wurde eine israelkritische Aussage aufgenommen: B: „Es ist ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt“.

Der Aussage A zum klassischen Antisemitismus stimmten insgesamt 11,3 % der Deutschen zu (3,5 % stark; 7,8 % eher).Bei den (Spät-)Aussiedler/innen stimmten insgesamt 28 % zu (11,2 % stark; 16,8 % eher). Befragte mit türkischem MH stimmten insgesamt mit 52,2 % zu (28 % stark; 24,2 %eher). Personen mit MH aus der EU stimmten mit insgesamt 23,5 % zu (10,7 % stark; 12,8 % eher). Personen mit MH aus der übrigen Welt bejahten die Aussage mit insgesamt 40,4 % (16,8 % stark; 23,4 % eher).

Während 28,8 % der Deutschen ohne MH der Aussage A zum sekundären Antisemitismus zustimmen, sind es bei (Spät-)Aussiedler/innen 37,2 %, bei Personen mit MH aus der Türkei 47,1 %, bei Personen mit MH aus der EU 30,8 % und Personen mit MH aus der übrigen Welt 35,8 %.

Mit Blick auf den israelbezogenen Antisemitismus ergibt sich folgendes Bild: Etwa ein Viertel der Befragten ohne Migrationshintergrund stimmt der Aussage zu, dass eine antisemitische Haltung angesichts der israelischen Politik verständlich sei, davon rund 6 % „voll und ganz“. Von den Türkeistämmigen stimmt dieser Aussage etwas mehr als die Hälfte („voll und ganz“ oder „eher“) zu. Bei den Befragten mit einem Migrationshintergrund aus der übrigen Welt und den (Spät-)- Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern ist es jeweils gut ein Drittel. Befragte mit einem Migrationshintergrund aus der EU bejahen die Aussage mit gut einem Viertel ähnlich häufig wie Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Israelkritik gemessen an der Aussage „Es ist ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt“ ist bei allen Gruppen der Befragten weit verbreitet. So stimmen 72,7 % der Deutschen ohne MH zu, ebenso 63,8 % der (Spät-)Aussiedler/innen, 86,3 % der Befragten mit türkischem MH, 74,9 % der Personen mit MH aus der EU und 74,9 % der Personen mit MH aus der übrigen Welt.

Insgesamt betrachtet sind ältere Befragte, Männer und Personen mit geringerer Bildung häufiger antisemitisch eingestellt als Jüngere, Frauen und Personen mit höherer Bildung.

Während bei Befragten ohne MH die Religionszugehörigkeit (christlich oder nichtreligiös/konfessionslos) laut Studie keine Rolle in Bezug auf antisemitische Einstellungen spielt, unterscheiden sich Personen mit MH hinsichtlich aller drei Formen von Antisemitismus deutlich nach Religionszugehörigkeit: „Muslimische Befragte vertreten häufiger antisemitische Einstellungen als christliche oder konfessionslose Befragte. Sie stimmen öfter den Aussagen zu, dass Jüdinnen und Juden auf der Welt zu viel Einfluss haben (55 %), dass viele Jüdinnen und Juden versuchen, aus der Hitler-Zeit Vorteile zu ziehen (47 %), und dass angesichts der Politik Israels Ressentiments gegen Jüdinnen und Juden verständlich sind (53 %). Bei den christlichen Befragten liegen die entsprechenden Werte deutlich darunter (30 %, 36 % und 32 %) und noch niedriger bei denen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören (21 %, 27 % und 24 %). Unabhängig von der Religionszugehörigkeit vertreten zudem religiöse Befragte mit Migrationshintergrund häufiger antisemitische Einstellungen (klassisch: 41 %; sekundär: 41 %; israelbezogen: 43 %) als nicht religiöse (klassisch: 24 %; sekundär: 28 %; israelbezogen: 25 %). Beim israelbezogenen Antisemitismus ist dieser Befund vor allem auf Türkeistämmige zurückzuführen: In dieser Gruppe stimmen der betreffenden Aussage etwa sechs von zehn (61 %) der religiösen Befragten zu, aber nur drei von zehn (30 %) der nicht religiösen“ (Studie S. 38).

Zwar zeigt sich auch bei nichtmuslimischen Personen mit einem MH aus islamisch geprägten – insbesondere arabischen – Ländern ein starker Einfluss der dort dominierenden judenfeindlichen Narrative[23]. Aber bei Musliminnen und Muslimen, die sich im Einklang mit den islamischen Glaubensinhalten und den darin vorhandenen antijüdischen Diskursen befinden[24], unterscheidet sich die Zustimmung zu den klassischen und sekundären antisemitischen Aussagen hingegen nicht nach der Herkunftsregion[25].

Dass Angehörige der zweiten Generation von Zuwanderern seltener klassisch-antisemitische Einstellungen äußern als ihre Elterngeneration, ist positiv zu werten.[26] Ein negativ bemerkenswerter Befund der Studie besteht dennoch darin, dass im Unterschied zu den anderen Gruppen mit MH der Schulbesuch in Deutschland bei Türkischstämmigen keinen mäßigenden Einfluss auf antisemitische Einstellungen ausübt.

Abschließend ist kritisch anzumerken, dass den Verfassern der Studie anscheinend Folgendes völlig entgangen ist: Der Befund nämlich, dass Muslime deutlich stärker antisemitisch eingestellt sind als Deutsche und nichtmuslimische Gruppen mit MH, liefert selbst eine weitere Bestätigung dafür, dass es sehr wohl „gute“ Gründe gibt für eine kritische Einstellung gegenüber dem Islam und seinen orthodox-dogmatischen Anhängern.

Literaturverzeichnis

Alice Schwarzer Stiftung: Umfrage Islam und Islamismus. Bericht der Allensbach-Chefin Prof. Renate Köcher. 2021. Online: https://alice-schwarzer-stiftung.de/2021/06/11/umfrage-islam-und-islamismus/

Brettfeld, Katrin, Wetzels, Peter unter Mitarbeit von Ramzan Inci, Sarah Dürr, Jan Kolberg, Malte Kröger, Michael Wehsack, Tobias Block und Bora Üstünel.: Muslime in Deutschland – Integration, Integrationsbarrieren, Religion und Einstellungen zu Demokratie, Rechtsstaat und politisch-religiös motivierter Gewalt – Ergebnisse von Befragungen im Rahmen einer multizentrischen Studie in städtischen Lebensräumen. Herausgeber und Redaktion: Bundesministerium des Innern, Referat P II 1. Hamburg 2007.

GfK Austria GmbH: INTEGRATION IN ÖSTERREICH. Einstellungen, Orientierungen, und Erfahrungen von MigrantInnen und Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung. 2009.

Koopmans, Ruud: Fundamentalismus und Fremdenfeindlichkeit. Muslime und Christen im europäischen Vergleich. In: WZB Mitteilungen Heft 142, Berlin 2013, S. 21-25.

Krauss, Hartmut: Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden. Osnabrück 2013.

Krauss, Hartmut: Bildungsverfall als Ausdruck soziokultureller Krisenentwicklung. Ein Überblick. 2014. Online: https://hintergrund-verlag.de/spaetkapitalistische-systementwicklung/bildungsverfall-als-ausdruck-soziokultureller-krisenentwicklung/

Krauss, Hartmut (Hrsg.): Feindbild Islamkritik. Wenn die Grenzen zur Verzerrung und Diffamierung überschritten werden. Osnabrück 2018. 2. erweiterte Auflage.

Krauss, Hartmut: Zur Kritik des islamapologetischen „Antirassismus“. 2022a. Online: https://hintergrund-verlag.de/analyse-der-islamischen-herrschaftskultur/hartmut-krauss-zur-kritik-des-islamapologetischen-antirassismus/

Krauss, Hartmut: Die Juden im Kontext der islamischen Ungläubigenfeindlichkeit. In: Eric Angerer, Ronald Bilik, Hartmut Krauss: Judenfeindlichkeit. Ideologische Wurzeln und gegenwärtige Erscheinungsformen. Osnabrück 2022b. S. 95-150.

Marx, Karl: Die Kriegserklärung – Zur Geschichte der orientalischen Frage. MEW Band 10. Berlin 1961, S. 168-176.

Marx, Karl: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. MEW Band 1. Berlin 1988. S. 378-391.

Nagel, Tilman: Was ist der Islam? Grundzüge einer Weltreligion. Berlin 2018.

Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR): Antimuslimische und antisemitische Einstellungen im Einwanderungsland – (k)ein Einzelfall? Berlin 2022. Online: https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2022/10/SVR-Studie-2022-2__Antimuslimische-und-antisemitische-Einstellungen_barrierefrei.pdf

Anmerkungen

[1] Siehe hierzu kritisch Krauss 2018 und 2022a.

[2] Zur Kritik der globalkapitalistischen/supranationalen Bevölkerungstransferpolitik siehe http://www.gam-online.de/text-transferpolitikt.html#sdfootnote10sym

[3] Siehe dazu umfassend Krauss 2013.

[4] Auch Marx hat diese grundlegende herrschaftliche Ungleichstellung von Muslimen/Rechtgläubigen und Ungläubigen als ein herausragendes Strukturprinzip des Islam erkannt und prägnant umrissen: „Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‚harby‘, d. h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam.” (Marx 1961, S. 170; Hervorhebung von mir, H.K.).

[5] Online-Pressemitteilung von religion.ORF.at/APA/AFP. Publiziert am 11.12.2013.

[6] https://www.achgut.com/artikel/wie_zugewanderte_muslime_politisch_ticken

[7] http://www.gam-online.de/text-Islam%20im%20Kopf.html

[8] https://www.focus.de/politik/deutschland/brisante-studie-in-schulen-niedersachsen-jeder-dritte-muslimische-schueler-wuerde-im-namen-des-islam-kaempfen_id_8279182.html

[9] Die Studie basiert auf den Daten des SVR-Integrationsbarometers 2020, für das zwischen November 2019 und August 2020 15.095 Personen bundesweit befragt wurden. Von diesen „insgesamt 15.095 Befragten hatten 8.034 keinen Migrationshintergrund, 1.244 waren (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler, 880 Türkeistämmige, 2.078 Zugewanderte und ihre Nachkommen aus Ländern der Europäischen Union (EU) und 2.859 Personen mit einem Migrationshintergrund aus der ‚übrigen Welt‘“ (S. 7).

[10] Die Studie unterscheidet ohne nähere Angaben zur regionalen oder länderspezifischen Herkunft zwischen folgenden Gruppen: Befragte ohne MH; (Spät-)Aussiedler/innen; Menschen mit MH aus einem EU-Land; Menschen mit einem MH aus der übrigen Welt.

[11] „Die alltagspraktische Befolgung des islamischen Regelkanons ist der wahre Gottesdienst und bildet den grundlegenden Kern des gesamten Islam = Hingabe an Gott. Aus diesem Grund ist auch eine Trennung von Staat, Religion, Recht und Privatsphäre grundsätzlich ausgeschlossen. Religiöse Praxis ist zugleich immer auch politische Praxis (und umgekehrt); religiöse Gemeinschaft ist zugleich immer auch politische Gemeinschaft.“ (Krauss 2014) http://www.gam-online.de/text-Der%20Islam%20als%20religi%C3%B6se%20Herrschaftsideologie.html

„Auf der Grundlage des Korans und des Hadith errichten die Muslime die Scharia, ein System von Normen, welches alle Lebensregelungen und alle Gedanken des Menschen der Bewertung durch Allah unterwirft. In der Scharia und in der durch sie geregelten Ritenerfüllung findet die große Mehrheit der Muslime ihre Daseinsmitte“ (Nagel 2018, S. 18).

[12] Wie Tilman Nagel (2018, S. 20f.) ausführt, bedeutet Islam seiner Wortwurzel nach „sich vollständig weggeben“ (arab.: aslama) bzw. Hingeben der gesamten Person an Allah; also die totale Unterwerfung des individuellen Subjekts unter Allahs normative Daseinsordnung. Ein innerlich überzeugter Muslim ist derjenige, der sein Gesicht/seine Subjektivität Allah überantwortet und diese Lebenshaltung ununterbrochen bewahrt. (Dasselbe gilt natürlich auch für eine innerlich überzeugte Muslimin.)

[13] So könnte z. B. der muslimische Vorgesetzte oder Bürgermeister ein Salafist, ein verkappter Anhänger der Muslimbruderschaft, eine Anhänger des autokratischen Erdogan-Regimes oder einer der vielen Muslime sein, für die die Gesetze Allahs höherrangig sind als die säkular-demokratischen Grundsätze und Normen. Ergo: Ein breites legitimes (fortschrittlich-demokratisches) Feld für „Ablehnung“.

[14] Vgl. z. B.: https://hintergrund-verlag.de/analyse-der-islamischen-herrschaftskultur/die-verdraengten-hauptgefahren-zugewanderte-gewaltkriminalitaet-und-islamischer-rechtsextremismus/

[15] https://www.memri.org/tv/egyptian-host-ibrahim-eissa-europeans-accept-muslim-brotherhood-extremism-world-gone-crazy

[16] Auch diese Studie weist deutliche konzeptionelle Mängel auf. So hantiert sie mit der staatlich vorgegebenen falschen Entgegensetzung „Guter Islam/Böser Islamismus“ bei Verkennung bzw. „Zerschneidung“ der großen inhaltlichen Übereinstimmung zwischen den orthodox-islamischen Dogmen und Grundaussagen einerseits und den Auffassungen der handlungsstrategisch modernisierten „islamistischen“ Gruppen andererseits. Zudem nimmt sie den Islam im Sinne des unaufgeklärten Alltagsverstand einfach als „Religion“ wahr und begreift ihn nicht als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung mit einer monotheistischen Basisbehauptung, die auf die Durchsetzung einer repressiven weltlichen Herrschaftsordnung ausgerichtet ist und somit nicht einfach unter „Religionsfreiheit“ subsummiert werden kann. Dennoch ist der Frage- und Erfassungshorizont dieser IfD-Umfrage viel umfassender und genauer als der vergleichsweise schmale und oberflächliche Untersuchungsansatz der hier betrachteten SVR-Studie.

[17] https://alice-schwarzer-stiftung.de/2021/06/11/umfrage-islam-und-islamismus/

[18] Krauss 2014 – https://hintergrund-verlag.de/spaetkapitalistische-systementwicklung/bildungsverfall-als-ausdruck-soziokultureller-krisenentwicklung/

[19] https://www.news4teachers.de/2022/04/immer-mehr-abiturienten-immer-mehr-spitzennoten-immer-weniger-niveau-deutschland-im-akademisierungswahn/

[20] http://www.gam-online.de/text-globkap.html

[21] So darf man als Deutscher bei Strafe als „Nazi“ oder „Rassist“ zu gelten keine Nichtdeutschen mehr kritisieren. Stattdessen wäre die richtige Lehre: Gerade Deutsche müssen jeder Form totalitärer Ideologie und Bewegung bereits im Ansatz besonders konsequent entgegentreten. Denn das Totalitär-Repressive ist eine „überkulturelle“ Erscheinung.

[22] Die Autoren verweisen hier darauf, dass es fraglich sei, inwieweit Personen mit MH zur zweiten Aussage überhaupt Stellung nehmen können; die weitergehenden Analysen zum sekundären Antisemitismus bezögen sich deshalb ausschließlich auf die erste Aussage.

[23] Die Studie verwendet hier die abwegige Bezeichnung „nicht religiöse Musliminnen und Muslime“.

[24] Siehe hierzu Krauss 2022b.

[25] Nur bezogen auf den israelbezogenen Antisemitismus zeigt sich, dass Muslime aus Europa, Asien (ohne Iran, Irak, Afghanistan und Pakistan) und Subsahara-Afrika seltener diesbezügliche Einstellungen aufweisen.

[26] „Bei sekundärem und israelbezogenem Antisemitismus zeigt sich dagegen kein Zusammenhang mit der Generationenzugehörigkeit“ (SVR-Studie S. 42).

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