Das verdrängte revolutionäre Sozialerbe. Aufklärung 2.0 als Antwort auf die islamische Herausforderung

 In Spätkapitalistische Systementwicklung

Das verdrängte revolutionäre Sozialerbe

Aufklärung 2.0 als Antwort auf die islamische Herausforderung

Infolge der Verknüpfung von geistig-kultureller (Aufklärung), antifeudaler und industrieller Revolution avancierte Europa im 19. und 20. Jahrhundert zum zivilisatorischen Zentrum der Welt. Trotz des Kolonialismus, Imperialismus und zweier Weltkriege sowie der kapitalistischen Negation zahlreicher emanzipatorischer Gründerideale gelang hier erstmalig und nachhaltig die Überwindung vormoderner Herrschaftsverhältnisse sowie die Hervorbringung eines ganzen Ensembles „moderner“ bzw. posttraditionaler Prinzipien: So die Entkoppelung von Glauben und Wissen als Basis für die Entstehung der modernen Wissenschaften und zugleich als Voraussetzung für die Säkularisierung (Verweltlichung) von gesellschafts- und selbstbezogenen Denk- und Handlungsformen; das Konzept der universellen Menschenrechte – gegen die ständisch-religiöse bzw. geburtsrechtliche Zuteilung von Lebenschancen; die Trennung von Religion einerseits und Staat, Recht und Privatsphäre andererseits; die Idee des freien und emanzipationskompetenten Individuums; das Regulativ der Gewaltenteilung; die Prinzipien der Volkssouveränität, der Demokratie sowie der Rechtsbindung des Regierungsinstanzen etc. Kurzum: Europa ist die Geburtsstätte der kulturellen Moderne und einer säkular-menschenrechtlichen Lebensordnung.

Was den europäischen Kulturraum demnach auszeichnet, ist der revolutionäre Übergang von der mittelalterlich-feudalen ‚Prämoderne‘ zur neuzeitlichen ‚Moderne‘, der schließlich zur Etablierung einer spezifisch eingebetteten bzw. normativ-institutionell auf besondere Weise eingehegten bürgerlich kapitalistischen Gesellschaftsformation geführt hat. Genauer betrachtet vollzog sich diese soziokulturelle Transformation als mehrstufiger Umwälzungsprozess in Gestalt von Renaissance, Reformation und Aufklärung, der von antifeudalen Oppositionskräften unter Führung städtebürgerlicher Schichten getragen wurde.

Im Rahmen dieses Prozesses wurde die ideologisch-kulturelle Prägekraft des theozentrischen Weltbildes und die gesellschaftliche Normierungsmacht der christlichen Religion systematisch untergraben und geschwächt, was im Endeffekt dazu führte, dass diese ihre Eigenschaft als absolute, d.h. allein gültige und letztlich entscheidende geistig-moralische Deutungs- und Normierungsinstanz einbüßt hat. D.h.: Es kam zu einer radikalen Aufhebung der privilegierten, mit zahlreichen Sonderrechten versehenen Monopolstellung des Religiösen als geistig-moralischer Herrschaftsinstanz.

Dieses revolutionäre Sozialerbe könnte und sollte die zentrale Identitätsgrundlage einer kulturhistorisch gewachsenen Wertegemeinschaft bilden, die es insbesondere auch gegen nichtwestlich-herrschaftskulturelle Anfeindungen und regressive Zersetzungen zu bewahren und auszubauen gilt.

Mohammed und der Islam in der Sicht der Radikalaufklärung

Ein zentrales Prinzip der europäischen Aufklärung im Allgemeinen sowie der Französischen Revolution im Besonderen kommt in ebenso knapper wie klarer Form in Artikel 10 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26 August 1789 zum Ausdruck:

„Niemand soll wegen seiner Anschauungen, selbst religiöser Art, belangt werden, solange deren Äußerung nicht die durch das Gesetz begründete öffentliche Ordnung stört.“

Bei näherer Betrachtung enthält diese Aussage folgende normativen Implikationen:

  1. Es gibt – entgegen dem nihilistischen Liberalismus – keine absolute (grenzenlose) weltanschauliche Äußerungs- und Ausübungsfreiheit. Diese steht vielmehr unter dem Vorbehalt, die neue „moderne“ (postfeudale) öffentliche Ordnung, die Freiheit, Gleichheit und zwischenmenschliche Solidarität begründen soll, nicht zu stören bzw. negativ zu beeinträchtigen oder gar revidieren zu wollen. Es gilt somit das Prinzip „Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit“ bzw. Freiheitsbeschränkung für die Kräfte der Restauration vormoderner Herrschaftsverhältnisse.
  2. Es gibt – in Anbetracht der Erfahrungen mit der Rolle der christlichen Religion als Machtinstanz feudaler Herrschaftsverhältnisse und Quelle kriegerischer Zwietracht – keine Privilegien mehr für „Anschauungen religiöser Art“. Religiöse und nichtreligiöse (säkular-humanistische, atheistische etc.) Weltanschauungsformen sind fortan gleichgestellt. Eine spezifische „Religionsfreiheit“ jenseits und zusätzlich zur ohnehin kodifizierten Weltanschauungsfreiheit im Rahmen der neuen „modernen“ öffentlichen Ordnung ist überflüssig.

In Gesamtkontext der Kollision des postmodernen Kapitalismus mit der islamischen Herrschaftskultur wird nun genau dieser aufklärungshumanistische Kernaspekt der kulturellen Moderne negiert bzw. von den westlichen Herrschaftsträgern einschließlich der sogenannten (besser: pseudo-)linken Parteien mehrheitlich verraten.

Betrachtet man hingegen die religionskritischen Reflexionen und Positionen der Vertreter des Aufklärungsmaterialismus bzw. der „Radikalaufklärung“, so findet man bei ihnen bereits viele grundlegende Erkenntnisse, die nicht nur für das Christentum als Legitimationsideologie des europäischen Feudalismus Gültigkeit besitzen, sondern auch und gerade auf den Islam und die durch ihn geprägte und bis heute unaufgeklärt gebliebene Herrschaftskultur zutreffen.

Im Folgenden an dieser Stelle nur einige kleine Kostproben zur vorwegnehmenden Islamkritik der (Radikal-)Aufklärung:

Bereits der anonyme Verfasser des „Theophrastus redivivus“ (1659) sieht in Mohammed – gleich Moses – einen bewaffneten Gesetzgeber, Krieger und Anführer. „Der Prophet des Islam war ‚listig und gewandt in der Kunst des Regierens‘ und hatte, ganz ähnlich wie Moses, keine Berührungsängste vor dem zweckmäßigen Einsatz von Wundern und Waffen.“ Das abschließende Urteil des Theophrastus redivivus über den Islam und seinen Stifter lautet dann: „Man kann es nicht besser sagen, als dass sein Gründer ihn (den Islam) nur ins Leben gerufen hat, um Anführer zu werden, wobei er sich – ganz wie andere Religionsgründer und Gesetzgeber – die Gunst des Volkes mit Märchen , Lügen und Betrug erschlichen hat.“ (Paganini 2014, S. 54.)

Ganz ähnlich sieht es der anonyme Autor des „Traktat über die drei Betrüger“ (ca. 1700). Mohammed verdankte seinen Aufstieg und Erfolg als religiöser Betrüger denselben Mitteln wie Moses. „Wie dieser führte er den Titel eines Propheten und Gesandten Gottes, wirkte Wunder und verstand es, sich die Leidenschaften“ eines unwissenden Volkes zunutze zu machen. „Verführt durch die Versprechungen dieses neuen Betrügers verschafften seine bemitleidenswerten Anhänger seinem Ansehen unvergleichlich große Verbreitung“ (S. 103f.). Dabei gelang es Mohammed trotz seiner Unfähigkeit im Lesen und Schreiben und dem Fehlen von nachgewiesenen Kenntnissen in Philosophie und Politik aufgrund von hinterlistigem Betrug das Volk zu täuschen und seine Autorität zu festigen. Der Autor des Traktats betont in Bezug auf Mohammeds Kunstgriffe bei der Stiftung seiner Religion, dass die Erfolge dieses Betrügers diejenigen von Jesus Christus überträfen. Darüber hinaus stellt er fest, dass Mohammed ein Gesetz gestiftet habe, das auf Grundsätzen beruhe, „die jenen Jesus Christi gänzlich entgegengesetzt sind“ (ebenda).

Zur geistig-moralischen Kontrolle der Beherrschten bedarf es einer konstant wirkungsmächtigen religiösen Disziplinarmacht. Deshalb, so Spinoza, „hat man große Mühe darauf verwandt, die Religion (…) so mit Prunk und Pomp auszustatten, daß sie eine alles übertreffende Bedeutung erhält und ihr stets von allen höchste Ehrerbietung entgegengebracht wird. Am besten ist dies den Türken gelungen, die sogar die bloße Erörterung der Religion für Frevel halten und das Urteil eines jeden so vielen Vorurteilen unterwerfen, daß in seinem Geist kein Raum für die gesunde Vernunft verbliebt, ja nicht einmal für die Formulierung eines Zweifels“ (Theologisch-politischer Traktat 2012, S. 5f.)

In dem ausführlichen Beitrag über Mohammed in seinem historischen und kritischen Wörterbuch (1697/1702) bezeichnete Pierre Bayle den islamischen Religionsstifter durchgängig an vielen Stellen als „Betrüger“ und „falschen Propheten“. So heißt es u.a. mit Bezug auf ein zeitgenössisches, aus dem Englischen ins Französische übersetztes Wörterbuch von Prideaux: „Unter anderem findet man darin viele Beweise, daß Mohammed ein Betrüger war und daß er seinen Betrug im Interesse seiner Wollust beging.“ Es sei gewiss, so betont Bayle mit Nachdruck, daß die mohammedanische Religion ihr schnelles Wachstum der Gewalt der Waffen zu verdanken hatte. Im Unterschied zum Christentum habe sich die Religion Mohammeds viel erfolgreicher durch Eroberungen ausgebreitet und nicht durch die „falschen Lehren“ dieses „ehrlosen Betrügers“.

„In der Tat“, so Jean Meslier in seiner bahnbrechenden Grundschrift der modernen Religionskritik, „sieht man keine blutigeren und grausameren Kriege als solche, die aus einem religiösen Motiv oder Vorwand begonnen werden“ (Krauss 2005, S. 111). In diesem Zusammenhang äußert sich Meslier auch über den Stifter des Islam: „Schließlich … hat auch der so hoch angesehene falsche Prophet Mohammed durch ebendenselben Kunstgriff, durch Täuschung und Betrug, seine Gesetze und seine Religion im ganzen Orient durchgesetzt, indem er die Leute glauben machte, jene seien ihm durch den Engel Gabriel vom Himmel geschickt worden“ (ebenda, S. 91).

Denis Diderot und Paul Henri Thiry d’Holbach nehmen diesen Faden im Unterschied zu dem in seiner Islambetrachtung sehr ambivalenten Deisten Voltaire[1] wieder auf. Diderot schreibt: „Der heilige Prophet konnte weder lesen noch schreiben: daher der Hass der ersten Muslime auf alle Arten von Wissen; die Verachtung, die sich unter ihren Nachfolgern fortsetzte; und die längste Dauer, die den religiösen Lügen garantiert wurde, mit denen sie stur sind. Mohammed war von der Unvereinbarkeit von Philosophie und Religion so überzeugt, dass er die Todesstrafe gegen denjenigen verhängte, der die freien Künste anwenden würde: Es ist die gleiche Vorahnung zu allen Zeiten und unter allen Völkern, die es wagte, die Vernunft zu verwerfen. Das kleine Licht, das inmitten des Tumultes der Waffen geschwächt blieb und inmitten des Vergnügens ausstarb; der Koran war das einzige Buch; die anderen wurden verbrannt, weil sie überflüssig waren, wenn sie nur das enthielten, was im Koran stand, oder weil sie schädlich waren, wenn sie etwas enthielten, das dort nicht stand. Dies war die Begründung dafür, dass einer der sarazenischen Generäle mit den wertvollen Manuskripten aus der Bibliothek von Alexandria die öffentlichen Bäder für sechs Monate beheizte. Mohammed kann als der größte Feind angesehen werden, den die menschliche Vernunft je hatte. Es war ein Jahrhundert her, seit seine Religion gegründet wurde, und dass dieser wütende Betrüger nicht mehr da war, als wir hörten, wie Männer, die mit seinem Geist erfüllt waren, schrien, dass Gott den Kalifen Almamon al-Ma’mūn, Siebter Abbasiden-Kalif 813-833, dafür bestrafen würde, dass er die Wissenschaft in seine Staaten gerufen hatte; zum Nachteil der heiligen Unwissenheit der Gläubigen“. Enzyklopädie, oder Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers. Band 14 (1765), Samuel Faulche and Company, Neufchastel 1765, S. 664.

In seinem Artikel „Theokratie“ für Diderots berühmte Enzyklopädie stellt d’Holbach fest, dass man doch erlebt habe, „wie Betrüger (…) über unwissende und irregeführte Völker eine Herrschaft errichteten, die – wie sie ihnen einredeten – die Herrschaft Gottes war. So machte sich bei den Arabern Mohammed zum Propheten, Gesetzgeber, Oberpriester und Herrscher eines primitiven und unterjochten Volkes; der Koran enthält zugleich die Dogmen, die Moral und die Zivilgesetze der Moslems; man weiß, daß Mohammed behauptete, diese Gesetze aus dem Munde Gottes selbst erhalten zu haben; diese angebliche Theokratie dauerte unter den Kalifen, die zugleich die Herrscher und Oberpriester der Araber waren, mehrere Jahrhunderte.“ (1972, S. 972f.)

Darüber hinaus urteilt d’Holbach an anderer Stelle (2016, S. 110):„Die Spanier haben eine ungeheure Menge Amerikaner niedergemetzelt. Die Mohammedaner sind in ihren, von ihrem Propheten befohlenen, Eroberungen nicht weniger wild gewesen. Anbeter eines Gottes von diesem Charakter können nicht von Herzen und aufrichtig mäßig und friedfertig sein, ohne ihn zu verraten oder ihrer Sache zu schaden.“ (S. 110)

D’Holbach akzentuiert auch die glaubensdogmatisch festgelegte Kumpanei aller Gläubigen mit den unmittelbaren Vollstreckern der religiösen Bösartigkeiten: „Es ist ihnen nicht erlaubt, sich von den Grundsätzen des Systems zu entfernen. (…) Wollen sie richtige Folgerungen ziehen, so müssen sie ohne Anstand die (himmlischen, H.K.) Befehle (…) vollstrecken. Mit der größten Gelehrigkeit die Leidenschaften annehmen, die man ihnen im Namen Gottes einflößen will, ohne Unterschied die Feinde seines Ruhms vertilgen, die heimlichen Anschläge derer, die sein verborgenes Vorhaben wissen, unterstützen, und, wenn es sein muss, in der Gesellschaft Unruhe erregen, ja sie zerstören, wenn ein solches Opfer der Gottheit angenehm sein sollte.“ (Ebenda, S. 106)

Und weiter, als habe er die Vernehmungsprotokolle von Djihadisten gelesen: „Ein Aberglaube, der zum Gegenstand seiner Verehrung einen fürchterlichen, treulosen, grausamen und blutdürstigen Gott hat, muss über kurz oder lang Schwärmer, Enthusiasten und Rasende gebären. In den Händen der Tyrannen und der Betrüger wird er ein sicheres Schwert sein, um die Welt mit Blut zu überströmen und Elend anzurichten.“ (S. 107)

Darüber hinaus wird auch die religiöse Situationstaktik in Abhängigkeit von den jeweils konkreten Kräfteverhältnissen beschrieben: „Die Apostel einer aufkeimenden und unter Druck stehenden Religion waren also genötigt, Geduld, Toleranz und Sanftmut zu empfehlen. Sobald sie aber Gewalt bekamen, so änderten sie den Ton. Sie predigten Rache, Feuer und Schwert, und machten aus der Welt einen Friedhof.“ (…) „Nach ihren Willen wurden die Anhänger sanft oder ungestüm, geduldig oder rebellisch, menschlich oder barbarisch, wie es ihre Umstände erforderten.“ (S. 110).

Für die Verteidigung der säkular-menschenrechtlichen Lebensordnung

Heute – unter den Bedingungen des postmodernen Globalkapitalismus – befinden wir uns in den europäischen Einwanderungsländern in einer Situation, in der folgende Faktoren das verheerende Wirken von antisäkularen radikalislamischen Kräften nicht nur begünstigen, sondern strukturell absichern und ungebrochen anhäufen: ein hoher Muslimanteil, die Etablierung gegengesellschaftlicher islamisch codierter Milieus und eine politisch-mediale Öffentlichkeit, die den Zusammenhang von Islam und „Islamismus“ mit teilweise wüster Demagogie bestreitet und damit die Quellen des Problems systematisch verstellt. Hinzu kommt die immer schärfer werdende Polarisierung der einheimischen Bevölkerung in zwei antagonistische Überzeugungsgruppen: Zum einen die herrschaftlich gestützte Front der „Freunde des Islam“ und zum anderen die Kritiker des Islam. Auf diese Weise wird eine strategisch einmütige Problembekämpfung blockiert, und die radikalislamischen Kräfte können wie Fische im Wasser der ungehinderten bzw. protegierten Islamisierung ihre Kreise ziehen: in dubiosen Moscheen rekrutieren, Vereine gründen, salafistische Propaganda betreiben, auf Bewährung oder als „Gefährder“ frei herumlaufen etc. Anstatt die herkömmlichen hohlen Beileidsphrasen abzusondern, wäre es die Aufgabe der politisch Verantwortlichen, hier unverzüglich und umfassend Abhilfe zu schaffen. An die Wurzel gehende Prävention ist allemal besser als das wohlfeile Bekunden von nachträglichem Mitleid.

Alle Menschen, denen der Erhalt der säkular-demokratischen Lebens- und Gesellschaftsordnung wichtig ist und die gleichzeitig die verständliche Sorge haben, in den Sog reaktionärer einheimischer Fremdenfeinde gezogen zu werden, sollten sich eindringlich folgenden Tatbestand klarmachen und ihre Selbsteinschüchterung preisgeben:

Im Vergleich zu den radikalislamischen Kräften und Terroristen mit ihren Arbeitsteilungsstrukturen und funktionalen Netzwerken sind die einheimischen Rechtsextremisten zwar verabscheuungswürdig, aber definitiv das kleinere Übel. Genau dieser Sachverhalt wird aber von der politischen Klasse und den ihr nahestehenden Medien auf den Kopf gestellt. Sie verkennen, dass der zugewanderte islamisch-orientalische Rechtsextremismus das eindeutig größere und gefährlichere Problem darstellt und daraus entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen sind.

Längst überfällig ist eine spürbare Umwälzung der öffentlichen Debattenkultur über den Islam: Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam auf emanzipatorisch-menschenrechtlicher Grundlage muss nicht nur erlaubt sein, sondern sollte zur fortschrittlich-demokratischen Staatsräson werden. Moderne, an den Ideen der Aufklärung orientierte, säkular-demokratische Gemeinwesen können sich schon aus Selbsterhaltungsgründen keine „Neutralität“ gegenüber totalitären Weltanschauungen leisten, auch dann nicht, wenn diese in einem religiösen Gewand auftreten.

Kritik am Islam, der staatlich geförderten Islamisierungspolitik und reaktionären Muslimen hat nichts mit „Rassismus“ oder pauschaler „Fremdenfeindlichkeit“ zu tun. Ganz im Gegenteil führt die staatlich verordnete abstrakt-dogmatische „Fremdenliebe“, die irreguläre Massenimmigration faktenwidrig per se als „Bereicherung“ aufnötigt, gesellschaftspolitisch, geistig-moralisch und kulturell in die Irre, ja tendenziell sogar in den Bürgerkrieg. Deshalb bedarf es der direkt-demokratisch legitimierten Grundlegung einer neuen Zuwanderungs- und Integrationspolitik mit einer differenzierten „Willkommenskultur“: Offene Türen für qualifizierte, bildungsorientierte und integrationswillige Immigranten, die sich den Leitideen der kulturellen Moderne anpassen bzw. diese befürworten; Beendigung der Alimentierung, rechtlichen Duldung und offiziellen Ignorierung bis Verharmlosung von Zuwanderern mit einem vormodernen, antiemanzipatorischen, reaktionär-menschenrechtsfeindlichen Einstellungs-, Bewusstseins- und Handlungsprofil bis hin zur erweiterten Reproduktion grundrechtsfreier Zonen und krimineller Gegenmilieus mit eigener „Paralleljustiz“.

 

Literaturverzeichnis

Anonymus: Traktat über die drei Betrüger. Kritisch herausgegeben, übersetzt, kommentiert und mit einer Einleitung versehen von Winfrid Schröder.

Bayle, Pierre: Historisches und kritisches Wörterbuch. Zweiter Teil der Auswahl. Übersetzt und herausgegeben von Günter Gawlik und Lothar Kreimendahl. Hamburg 2006.

De Spinoza, Baruch: Theologisch-politischer Traktat. Neu übersetzt, herausgegeben, mit Einleitung versehen von Wolfgang Bartuschat. Hamburg 2012.

D’Holbach, Paul-Henri Thiry: Theokratie. In: Artikel aus der von Diderot und D’Alembert herausgegebenen Enzyklopädie. Leipzig 1972. S. 972-975.

D’Holbach, Paul-Henri Thiry: Heilige Seuche & Gesunder Menschenverstand. Herausgegeben und eingeleitet von Heiner Jestrabek. Reutlingen 2016.

Krauss, Hartmut (Hrsg.): Das Testament des Abbé Meslier. Die Grundschrift der modernen Religionskritik. Aus dem Französischen übersetzt von Angelika Oppenheimer. 2., mit einer neuen Einleitung versehene Auflage. Osnabrück 2005.

Paganini, Gianni: Wie aus Gesetzgebern Betrüger werden. Eine philosophische Archäologie des „radikalen Libertinismus“. In: Radikalaufklärung. Herausgegeben von Jonathan I. Israel und Martin Mulsow. Berlin 2014. Hamburg 1992. S. 49-91.

 

Anmerkung:

[1] Zu Voltaire erscheint demnächst ein gesonderter Artikel.

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